„Einsteigen, bitte“, heißt es zweimal pro Woche in Wolnzach im Landkreis Pfaffenhofen. Denn jeden Dienstag und Freitag öffnen sich für die Bürger*innen der Marktgemeinde die Türen des Bürgerbusses. Das bedeutet: Wer selbst keinen fahrbaren Untersatz besitzt und nicht mobil ist, hat so die Möglichkeit, die Mitfahrgelegenheit kostenlos zu nutzen. Egal ob für Fahrten zum Supermarkt, für Arztbesuche oder andere Erledigungen. Für das soziale Engagement erhielt das Projekt bereits den Inge-Gabert-Preis.
Vier Räder, politisch verwurzelt
Initiiert wurde der Bürgerbus als Pilotprojekt der SPD Wolnzach während der Kommunalwahl im Jahr 2014. Die erste Testphase dauerte zunächst einmal vier Wochen. Es zeigte sich: Die Nachfrage der Wolnzacher Bürger*innen war groß. Ein Jahr später übernahm der AWO-Ortsverein das Projekt und sammelte Geld zur Finanzierung, auch der Bezirksverband Oberbayern half finanziell mit. Nachdem das Angebot so gut angenommen wurde und immer häufiger Fragen nach der Fortführung des Projekts seitens der Bürger*innen aufkamen, sagte schließlich die Gemeinde die Finanzierung des Busses zu. Seither übernimmt der AWO-Ortsverein die Organisation der Fahrer*innen sowie die Ausstattung der Haltestellen mit den Schildern und Fahrplänen.
Mehr als nur ein Fahrservice
Mittlerweile werden auf drei verschiedenen Routen alle Ortsteile der circa 80 Quadratmeterkilometer großen Marktgemeinde abgefahren. Pro Fahrtag kommen so jeweils zwischen 8:30 Uhr und 11:30 Uhr stolze 100 Kilometer zusammen. Dabei geht der Service der ehrenamtlichen Fahrer*innen sogar über das Chauffieren hinaus: Auf der Rückfahrt ist immer eine helfende Hand beim Ausladen der Einkäufe zur Stelle. Für das Wahrnehmen von Arztterminen gibt es sogar ein Einvernehmen mit den örtlichen Ärzt*innen. Patient*innen, die mit dem Bürgerbus anreisen, werden möglichst zeitig behandelt, um anschließend wieder mit dem Bürgerbus nach Hause gefahren werden zu können.
Ein weiteres Service-Angebot: Alle zwei Wochen fährt der Bus jeweils an einem Donnerstag in die Kreisstadt Pfaffenhofen, beispielsweise für Behördengänge. Interessierte müssen sich lediglich im Vorfeld bei der Marktgemeinde anmelden und werden dann direkt zu Hause abgeholt.
Ermöglicht durch ehrenamtliches Engagement
Aktuell decken zehn Busfahrer*innen die beiden Fahrttage ab. Sie alle haben im Vorfeld ein ADAC-Fahrsicherheitstraining mit diesem speziellen Bus absolviert. In der Anfangszeit transportierten die ehrenamtlichen Helfer*innen im Schnitt bis zu 15 Fahrgäste. Während der Corona-Pandemie ging die Zahl zurück, mittlerweile steigt sie wieder, sodass momentan im Schnitt etwa zehn Personen pro Fahrt den Service des Bürgerbusses nutzen. Vor allem Senior*innen und Menschen mit Migrationshintergrund greifen auf das Angebot zurück - mit durchweg positiver Resonanz.
Preisgekröntes Projekt
Auf positive Resonanz trifft der Bürgerbus auch außerhalb Wolnzachs: Das Projekt wurde im Jahr 2022 mit dem Inge-Gabert-Preis ausgezeichnet. Seit dem Jahr 1995 ehrt der Preis innovative soziale Projekte und Persönlichkeiten in Oberbayern, die soziales Engagement beispielhaft vorleben. Benannt ist der Preis nach Inge Gabert, die Mitglied im Vorstand des Bezirksverband Oberbayern war.
Wir gratulieren und wünschen dem Bürgerbus und seinen Mitfahrer*innen weiterhin allzeit eine gute Fahrt!
Der Artikel ist in der Ausgabe 3/2023 unserer Mitgliederzeitschrift WIR auf Seite 15 erschienen, siehe Wir mit dem Teil aus Oberbayern ab Seite 11 (PDF | 4 MB).
Im Bild von links nach rechts: Anton Fuß, Ludwig Federhofer, Georg Schmid, Raimund Linner, Rudi Girlakowski, Josef Schäch (2. Bürgermeister des Marktes Wolnzach), Simon Heilmeier, Gerd Weingartner, Sebastian Schönauer und Willi Strobl
Foto: Bezirksverband Oberbayern
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